Fisherman’s Friend Strongmanrun Belgien 2014
Da sitze ich in der Woche nach dem Rennsteig so am Rechner als via Twitter die Leute vom Fisherman´s Friend Strongmanrun Deutschland die Verlosung von zwei Startplätzen fürs folgende Wochenende in Belgien verkünden. Naja, denke ich mir, eine Woche nach dem Rennsteig ist das für dich noch zu früh, dazu noch in Belgien, ausserdem ist das Wochenende der Familie versprochen… – Kurzerhand: nix für mich. Aber vielleicht für jemanden in meiner Twitter-Gefolgschaft? Also auf den Retweet-Button geklopft.
Leicht erstaunt sehe ich am Abend, dass mir der Rennmops zum Gewinn einer Wildcard gratuliert – ich hatte doch garnix gemacht. Dachte ich. Wer lesen kann… da stand „retweete um eine Wildcard zu gewinnen….“ . Was nun? Erstmal der Frau davon erzählt, die mir von der Unabsichtlichkeit kein Wort glaubte und böse schaute, weil ja an diesem Wochenende ein Kindergarten-Event ansteht, um das ich mich offensichtlich wohl tolldreist drücken wollte…
Ohne das jetzt weiter auszuführen: ich bekam am darauf folgenden Morgen von meinen Mädels grünes Licht, wenn ich es denn schaffe beides unter einen Hut zu bringen. Kindergarten Samstag vormittag, Start in Belgien um 15:00 Uhr – mit etwas Geschick und Timing könnte das tatsächlich klappen.
Wie heisst es so gern, unverhofft kommt oft – und manchmal gleich zweimal, oder dreimal…
Aus einer Laune heraus verkündete ich am Freitag morgen noch auf der zugehörigen FB-Veranstaltungsseite meine Teilnahme, um keine zehn Minuten später vom Maazel deswegen angetickert zu werden. „Wie, Du fährst nach Belgien?“ – „Jepp, ganz spontan. Fährste mit?“ – Und abends um 19:00 Uhr dann die Rückmeldung, er hat sich mit viel Telefoniererei eine Karte besorgt und wir treffen uns um Samstag um 11:00 Uhr bei mir vor der Tür.
Manchmal muss man einfach mal nur machen. Irre. 😉
Und so sassen wir am Veranstaltungstag im schwarzen Strongmanmobil auf dem Weg nach Zolder. Abgesehen von einem kleinen Stau verlief die Fahrt sehr kurzweilig und wir kamen pünktlich bei strahlendem Sonnenschein an der Rennstrecke in Zolder an. Meine Unterlagen erhielt ich problemlos am Trouble Counter, nachdem ich zuerst die Gutste am Fishermans Merchandising-Stand (gleiches Tor, aber falsche Seite) radebrechend genervt hatte. Marcel war indes auf zum Brooks-Stand, um dort seine Unterlagen zu bekommen, ich stiess dazu und freute mich Sankar aus dem Brooks-Team wiederzusehen, den ich letztes Jahr in Münster schon kennenlernen durfte.
Und hier passierte das nächste schöne Kuriosum. Marcel, Brooks-Blogger und Getting Tough-Mitglied landet sowieso regelmässig bei Veranstaltungen von und mit Brooks in vorderster Front der Startaufstellung – und so auch dieses Mal. Und dann dreht Sankar sich zu mir um und fragt mich „Willste auch mit nach vorne?“ – Alter, was für ne Frage!
Und so kam ich kurz darauf zu dem Vergnügen mitten im Brooks-Team zu stehen und auch Knut Höhler und Iki Feil Hallo sagen zu können. Ziemlich Wow! – aber auch total entspannt, also Knut & Co. Nun stand ich hier, im sogenannten Startbereich der 1st fifty, mit viel Platz um mich herum und wagte mich garnicht, mich zu dem Pulk der restlichen Dreieinhalbtausend umzudrehen, der ich doch unverhofft und vom Glück gejagt ganz unverdient in der ersten Reihe stand. Umgedreht hätte ich mich aber besser mal, denn jener Marcel von den Bittermärkern, von dem ich im Rennsteigbericht erzählte, stand ungefähr 5 Meter hinter mit, direkt hinter der Absperrung – und ich Vollhonk habe ihn nicht gesehen… -.- (aber sein Vegan-Trikot ist mir wenigstens aufgefallen, als er mich später überholte) (hier auf dem letzten Bild mit dem wilden Maazel ist der andere Marcel im grünen Trikot direkt an der linken Schulter zu sehen).
Uns wurde musikalisch gut eingeheizt und nachdem üblichen Countdown ging es wie die wilde Wutz auf die Piste. Scharf links um die Ecke, das erste Ellbogengerangel, aber dann verteilte sich alles recht gut auf der ersten Runde.
Gelaufen wurden nur 16 km (also keine Ausrede, am Anfang Körner zu sparen), die aber in drei Runden, von denen die erste die kürzeste und die dritte die längste war. Kurz über die Piste und ab ins Grüne über schöne schmale Pfade, überholen etwas schwierig, aber aufgrund des hohen Tempos hier im vorderen Feld auch nicht nötig. Danach wieder kurz Asphalt und dann dass Hass-Stück für jeden schwereren Läufer, ca. 400 Meter auf dem Kiesbett der Rennstrecke. Während die Leichtgewichte an mir vorbeigepustet wurden, nahm ich ganz schnell Kraft und Tempo raus. Jedes bisschen mehr Druck auf die Füsse führte nicht zu mehr Vortrieb, sondern ein paar Zentimeter tief in den Kies. Dann ging es ab durch den Hindernisparcour. Ein Schaumbad, ein bisschen krabbeln, ein Wasserbecken, Strom, Wasserrutsche, Netze, Reifen, Container. Aber alle recht human, die Hindernisse vom Nürburgring habe ich da eine Ecke härter in Erinnerung.
Dafür war der Laufanteil recht hoch und führte über sehr schöne Pfade durch ein kleines Wäldchen. Fiel mir die erste Runde recht schwer, die Zweite war so lala, lief der alte Lanz Bulldog in der dritten Runde endlich rund und selbst das Kiesbett störte mich nicht mehr. Irgendwie hatte ich aber zwischendurch immer die Befürchtung, die Abzweigung in die nächste Runde zu verpassen, da man auf Runde 2 und 3 mit dem großen Pulk lief, der noch eine Runde zurück war. – das ich immer wieder Sankar begegnete wiegte mich aber in Sicherheit. Dafür hätte ich fast die Abzweigung ins Ziel verpasst. Wenn nicht am linken Rand ein laut rufender Streckenposten gestanden hätte, wäre ich wohl auf noch eine Runde gestartet.
Das Ziel fand ich dann etwas enttäuschend. Hatte ich mir die ganze Zeit ein paar Körner aufgespart und brannte darauf auf der Zielgeraden nochmal richtig Gas zu geben, winkte der Ordner mich links über ein Container-Hindernis und als ich auf der anderen Seite hinabstieg stand ich im Ziel – nicht nur ich war davon wohl etwas überrascht.
Den riesigen Vorteil des weit vorne startens sah ich am Ende der ersten kleinen Waldrunde als wir parallel den Startbereich wieder passierten, an dem immer noch sehr viele zur Startlinie drängten. Alle Runden liefen flüssig durch, vielleicht waren mal 1-2 Leute vor einem – aber ich geh die Hindernisse eh immer sachte an und reiche lieber mal eine helfende Hand, als mich durchzudrängeln. Insofern kann ich Belgien garnicht mit meinem Wartedebakel vom Nürburgring 2012 vergleichen – hier hatte ich mich nach Ansage als Rookie brav hinten angestellt und schier Stunden mit der Warterei vor den Hindernissen verbracht – für mich lief´s ohne jede Verzögerung, aber ich weiss nicht, ob es hinten ebenso war.
Vermutlich war es aber auch egal. Denn während man in der Eifel pitschnass im Regen durchaus frieren konnte, war hier bestes Wetter für so einen Modderlauf. Mit knapp 20° fast zu warm für schnelle Läufe, brachten die Hindernisse immer Atempausen und das Wasser Abkühlung. Ebenso lief man bei dem Sonnenschein nicht Gefahr nach dem Bad zu frieren.
Im Ziel wurde neben der Medaille eine Flasche Wasser und eine belgische Waffel gereicht. Ich stiess auf Marcel und Knut und gemeinsam warteten wir noch auf Sankar, bevor es zur Reinigung ging.
Im Gegensatz zum Ring gab es hier kein Duschzelt, sondern vier bis an den Rand mit Wasser gefüllte Container, in die man hüpfen konnte. Wie das Wasser nach den ersten 100 Finishern aussah kann man sich wohl vorstellen, schönerweise fand Marcel noch einen Wasserschlauch, mit dem wir uns zusätzlich abspritzen konnten.
Nach noch ein wenig Smalltalk am Brooks-Stand und dem Wechsel in trockene Klamotten brachen wir heile und zufrieden gen Heimat auf.
Ein echter #runhappy-Tag und daher an dieser Stelle nochmal ausdrücklich thx and a lot of credits an Christiane Borgmann vom #FMFSMR-Project Team, die die Koordination mit ihren belgischen Kollegen übernahm und auch noch am Eventtag via Handy für Probleme bereit stand, an Fishermans Friend Strongmanrun selbst für die Wildcard, an Nicole und Sankar aus dem Brooks-Team sowie Marcel „Maazel“ Martens sowie allen Anwesenden und Beteiligten für spontanen Support und angenehmste Gesellschaft!
Vielen Dank und ich freue mich jetzt schon riesig auf FERROPOLIS!
p.s.: hatte ich bei Antritt der Rückfahrt noch geglaubt, ich wäre ganz ohne Blessuren davongekommen, sah ich dann daheim unter der Dusche, was das Adrenalin weggewischt hatte, von den paar unvermeidbaren blauen Flecken war da noch ein Hämatom in Form einer Schuhsohle auf meinem Rücken.
Als ich es sah, kam auch die Erinnerung daran, wo es geschah: da waren zwischen Militär-Lkw’s Netze gespannt, über die alle am schnellsten kamen, wenn man sich seitlich liegend drüber rollte – bis auf den Typen hinter mir, der mit einer Rolle vorwärts da rüber musste… #Spacken
Zahlenkram: Ca. 3.400 Starter über eine Strecke von 16 km, ich bin durch in 1:33:42, landete auf Platz 215 und in der AK auf Platz 28. Für einen Spontilauf eine Woche nach dem Rennsteig bin ich doch recht zufrieden… 😀