47. internationaler Hagener Volkslauf 2014
Na gut, das mit dem „international“ ist vielleicht etwas hochgegriffen – oder stammt aus vergangenen glorreicheren Zeiten. However, letzten Donnerstag war Himmelfahrt und Himmelfahrt heisst in Hagen steht der Volkslauf des SC Concordia Hagen an. Eigentlich sind es sogar mehrere Läufe. Angeboten werden ein 6km-Jedermannlauf, ein mal die 10 km Distanz und ein Halbmarathon, dazu Wandern, Walken, Schüler- und Kinderläufe – und damit Programm für den ganzen Tag.
Für mich ist der Halbmarathon irgendwie ein Lauf durch mein zweites Wohnzimmer, den Hohenlimburger Schloßwald und damit quasi Pflichtveranstaltung. Mein Vatertagsmotto lautet ergo „Laufen statt saufen!“.
Und so fand ich mich an einem regnerischen Sonntagmorgen gegen 09:00 Uhr auf Emst ein. Das Anmeldeprozedere war schnell erledigt, das Timing gut: kein Leerlauf, keine Eile. Umgezogen, Tasche zurück ins Auto und es blieb noch ein Viertelstündchen zum aufwärmen. Das Wetter hatte sich zu diesem Zeitpunkt so richtig eingreregnet, wie man so schön sagt. Kein starker, aber dafür unterbrechungsloser Regen, der auch den ganzen Tag weiter anhalten sollte.
Aber an so etwas stören wir Läufer uns ja nicht, ob nun nassgeschwitzt oder nassgeregnet ist echt egal. Die Temperatur war bei etwa 12-14°C optimal und perfekt für kurze Sachen. Die Strecke besteht etwa zur Hälfte aus Asphalt und zur anderen aus Waldwegen und so hatte ich mir ursprünglich überlegt die Strecke mal in leichten Schuhen in Angriff zu nehmen, verwarf das aber aufgrund des starken Regens in den Tagen zuvor. Dank der Bearbeitung mit schwerem Gerät besteht ein Großteil der Waldpisten nämlich nur noch aus Schlamm und riesigen Pfützen. Also mussten doch wieder die Cascadia ran.
Kurz vor dem Start freute ich mich noch Kai Urban und Marc Richter zu treffen, mit denen ich auch quatschenderweise die ersten Kilometer lief.
Der Ablauf des Hablbmarathons sieht wie folgt aus: zuerst wird eine Runde durch den Emster Park gedreht, nochmal durch den Startbereich und dann via Strasse rüber nach Hassley. Von Hassley geht es steil und schnell durch den Wald bergab. Eine Strecke, die richtig Spass macht, aber dank vieler Wurzeln und Steine auch eine gewisse Vorsicht braucht. Hier bin ich letztes Jahr erst gestürzt…
Im ersten Teil laufen die HM- und 10 km-Läufer noch gemeinsam und trennen sich eigentlich erst unten in Holthausen, hier oben im Wald bogen aber ein paar der 10er rechts ab, obwohl ich deutlich den Wegweiser „Volkslauf“ und einen Pfeil nach links gesehen habe. Kai rief den Leuten noch mehrfach „Falsch! Links!“ hinterher und bekam zur Antwort, dass sich die Strecken hier trennen würden. Wir zuckten die Achseln, mehr als rufen konnten wir nicht tun und wer weiss, vielleicht gab es ja in diesem Jahr für die 10 km eine andere Streckenführung. Gab es natürlich nicht, die Herrschaften liefen falsch – und wie gesagt, meiner Ansicht nach war die Beschilderung auch eindeutig.
Unten in Holthausen kam die eigentliche Trennung. Für uns begann dann der Anstieg Richtung Hohenlimburger Schloß – und der hat es knackig in sich. Der gesamte HM bringt es in der Summe auf 500 positive Höhenmeter. Hier finde ich, macht es sich immens bemerkbar, wenn man die Strecke schon dutzendemal gelaufen ist. Man nimmt Gas an der Steigung raus, wohlwissend, dass es hinter der nächsten Kurve noch steiler wird oder man gibt sich nicht auf dem ersten längeren Flachstück dem trügerischen Gefühl hin, es nach oben geschafft zu haben.
Bergab hatte ich Kai und Marc verloren, weil ich mir die Schuhe neu binden musste, sammelte sie aber am Berg langsam wieder ein. Beide liessen es ruhig angehen, stehen sie beide doch unmittelbar vor ihren 100 km -Saisonhighlights. Ich dagegen hatte mit mir noch eine Rechnung für den Einbruch beim Zuckerspiel im April offen.
Unterwegs kam ich noch ins Gespräch mit zwei Jungs, die Shirts mit der Aufschrift „Lennetaler Heini“ trugen – denn Hey, der Lennetaler bin doch ich! Wie sich heraus stellte, kamen die beiden aus Halden und damit aus meiner unmittelbaren Nachbarschaft. Mit Stefan, einem von den beiden, lief ich dann auch bis kurz vor dem Ziel gemeinsam und wir quatschten über unsere (fast deckungsgleichen) Laufstrecken, Ziele, Familienkompatibilität – über was Läufer sich halt so unterhalten… 😉
Wir trennten uns erst auf dem letzten Kilometer, auf dem ich nochmal versuchen wollte an meine gestellte, aber eigentlich schon abgeschriebene Zielzeit von 1:47 heranzukommen. Hat auch fast noch geklappt: 1:47:50.
Duschen, trockene Klamotten an und mal meine Mädels antelefoniert, die allerdings aufgrund der Wetterverhältnisse nicht nachgekommen waren. Wie viele andere halt auch. Trotzdem harrten ein paar Leute noch bis zur Siegerehrung im Regen aus, auch wenn etwa die Hälfte der zu kürenden bereits heimwärts waren. Peter Müller vom TriTeam Hagen ist auch einer von denjenigen, denen ich hier immer begegne und der das erste Mal statt den 10er den Halbmarathon lief – und auch mal eben Gesamtdritter und erster in der AK 40 wurde. Überraschenderweise landete ich neben ihm auf dem Treppchen, obwohl nur 16. in der Gesamtwertung reichte es aber für den dritten Platz in der AK 40. Wobei man hier aber erwähnen muss, dass zwischen Peter auf dem Ersten und mir auf dem Dritten 18 Minuten liegen – nur um mal so die Dimension richtig zu rücken. Trotzdem habe ich mich gefreut nach über 20 Jahren mal wieder auf einem Treppchen zu stehen. 😀
Im Anschluß jettete ich kurz nach Hause, um meine „große“ 6-Jährige abzuholen, die trotz des Regens unbedingt den Kinderlauf mitlaufen wollte. Also heim, eingepackt, wieder hoch, ausgepackt, laufen lassen, wieder eingepackt. Medaille, Wurst und Waffel zur Belohnung und dann wieder heimwärts.
Die gesamten Ergebnisse finden sich auf den Seiten des SC Concordia Hagen, ebenso wie eine Bilderserie.
Natürlich habe ich geschrieben mir macht das Wetter nichts – beim Laufen. Aber für die Veranstaltung drumherum war das natürlich großer Mist. Was auch bei uns ein Familienevent hätte werden sollen, macht auf einem Freiplatz natürlich keinen Spass – aber immerhin kamen über über die drei Distanzen gut 200 Starter zusammen.
Prinzipiell ist der Hagener Volkslauf eine tolle Veranstaltung mit einer anspruchsvollen, aber landschaftlich sehr schönen Strecke. Das es einer der härtesten HM’s Deutschlands ist, ist – sagen wir mal etwas vollmundig. Das drumherum ist im Prinzip auch in Ordnung. Es ist alles da, was zu solch einer Veranstaltung gehört. Anmeldung/Nachmeldung problemlos, moderate Gebühren, mehrere Moderatoren, ein Kuchenbuffet, Bierwagen, Bratwurst und Steaks und eine Tombola, eine Sporthalle samt Duschen und Umkleiden. Der 47. war das – der SC Concordia hat also schon eine Menge Routine in der Ausrichtung dieses Events und war auch mit vielen sehr netten Helfern und Helferinnen sehr engagiert bei der Sache.
Aber irgendwie ist die Veranstaltung etwas in die Jahre gekommen und angestaubt. Ich würde mir wünschen, die Concordianer würden sich mal auf einigen anderen Laufveranstaltungen umtun und die ihre ein wenig aufmöbeln – und vielleicht im Vorfeld auch mal ein wenig bewerben. Ich glaube, dann hätten wir ganz schnell wieder einen echten Laufknaller in der Stadt. Ansonsten fürchte ich, läuft sich in den nächsten Jahren auch die letzte Hagener Laufveranstaltung tot…
Hagen ist in puncto Laufkultur sowieso schon ein trauriges Pflaster im Vergleich zu Wuppertal oder Dortmund, wo es im Jahr Dutzende von Veranstaltungen gibt – selbst Schwerte und Herdecke oder Ennepetal stellen uns in dieser Hinsicht in den Schatten…
Und wo ich gerade dabei bin, grad noch ein Schmäh auf die lokale Hagener Presse. Kein Wort findet sich online zur einzigen Hagener Laufveranstaltung. #nomorewords
Aber einen Lichtblick gibt es: die RUNNER’S WORLD war mit einem Fotografen vor Ort und hat einen Artikel und eine schöne Bilderserie mit knapp 300 Bildern online gestellt.
Erfolgreicher Lauf trotz Regens
p.s.: eins habe ich aber doch noch, liebe Concordianer. Bitte schickt eure Fussballer nächstes Jahr mit dem Bollerwagen weg. Ich mag mich nämlich sonst nicht noch einmal mit meinen Kindern nach den Schülerläufen in euer Kuchenzelt setzen.