Bergischer 6-Stundenlauf
Der Bergische 6 Stundenlauf an der Eschbachtalsperre in Remscheid. Diese kleine Talsperre kannte ich tatsächlich noch nicht, dabei liegt sie direkt neben der Raststätte Remscheid an der A1.
Also Leute, wenn ihr irgendwann auf der A1 unterwegs seit und wollt eine kleine Runde laufen oder euch nur die Füsse vertreten, fahrt auf die Raststätte und folgt den Wegweisern zum Hotel. Direkt unterhalb des Hotels verläuft der sehr schöne Rundweg mit knapp 3 km Länge.
Entgegen sonstiger Gewohnheit fehlte in den 2 Tagen davor jegliche Wettkampfnervosität. Ich musste ja auch nicht überlegen, wie lange ich brauchen würde, die Dauer war ja klar. Am Abend zuvor ging mir sogar etwas die Lust ab und ich fragte mich, ob stundenlang im Kreis laufen wirklich Spaß bereiten würde.
Um 10 Uhr war der Start geplant, was bei einer halben Stunde Anfahrt einen entspannten Start in den Samstag ohne allzu frühes Aufstehen bedeutete, dazu sollte Das Wetter bis zum Nachmittag trocken bleiben und Laufen an bewaldeten Seen und Talsperren ist einfach immer traumhaft. Dazu handelt es sich um eine Veranstaltung von Oli Witzke und Team – und diese Dinger sind einfach immer mit so viel Liebe und Herzblut organisiert.
Ich frühstückte also relaxt noch mit meinen Mädels, wobei ich Dr. Feils Frühstücksempfehlung für einen Ironman folgte. Dafür mixt man Haferflocken mit Wasser und einer zerdrückten Banane, 20g geschmolzene, dunkle Schokolade etwas Honig und jeweils 1 TL Ingwerpulver und Zimt, dazu einen halben TL Salz als Natriumpuffer. Eigentlich gehören noch 2 rohe Eier hinein, die esse ich aber lieber separat und gekocht. Dafür habe ich noch einen TL Leinöl mit hinein gegeben. Es schmeckt auch nur halb so fürchterlich, wie es sich anhört und wer Dr. Feils Gewürzquark schon kennt, weiss in etwa was auf ihn zukommt. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber essbar. Für die optimale Hydration schraubte ich mir morgens nach dem Aufstehen einen halben Liter Iso rein, den üblichen grünen Tee zum Frühstück und etwa eine halbe Stunde vor dem Start nochmal einen halben Liter Iso. Den Brei habe ich aus einer Klumne von Arne Bensiek im tagesspiegel, da steht auchwie wo was bewirken soll.
Jau, kurz vorm Start sammelte sich alles auf der Staumauer zum Start, ich traf ein paar bekannte Gesichter und unterhielt mich alten und neuen Bekannten, Ultras sind doch immer sehr familiär und bei Oli Witzke nochmal extra. Oli erläuterte vorab noch ein paar Kleinigkeiten, so sollten die ersten zwei Runden mit dem Uhrzeigersinn gelaufen werden, danach entgegen. Hintergrund war eine Engstelle nahe der Staumauer, die erst passiert werden sollte, wenn das Feld sich etwas entzerrt hatte.
Dazu war diese Engstelle auch noch ein ordentliches Stück Schlammpiste, was den begehbaren Bereich noch weiter schmälerte. Ein zweiter wichtiger Punkt war dass wir bitte ausschließlich die Toilette des Hotels benutzen sollten und nicht den Wald. nachvollziehbar, wenn 120 Leute 6 Stunden im Kreis um eine Trinkwassertalsperre laufen.
Das Feld startete ganz entspannt und dank meiner super Hydrierung durfte ich direkt nach der ersten Runde 200 m Umweg zur Hoteltoilette einbauen – und nach Runde vier gleich nochmal. Mein Ziel waren 60 km in 6 Stunden zu laufen, also einen 6er Schnitt. Zu Beginn pendelte ich mich bei 5:45 ein, was als Puffer ganz gut passte, da ich davon ausging hintenraus
langsamer zu werden. Im Schnitt blieb ich unter 6:00 min. / km, Pufferzeit, die ich bei den Pinkelpausen und am VP verbrauchte.
Irgendwann lief ich mal auf Sigrid Hoffmann und Roland Riedel auf, zwei sehr starke Westerwälder Ultras, die ich letztes Jahr beim WUT kennen lernen durfte, hier beschlich mich dann das Gefühl, vielleicht doch ein bisschen zu schnell für 6 Stunden unterwegs zu sein.
Etwa nach 50 Km, ich stoppte gerade unterm Pavillonzelt des VP’s, gab es ein kurzes Gewitter mit wirklich übel viel Regen und ein Hagel. Wäre ich auf der Runde gewesen, wäre ich normal weiter gelaufen, aber hier auf der Staumauer entschied ich mich zu warten, bis das Gröbste vorbei ist und verweilte gute 6 Minuten unter dem Dach und verschenkte einen Kilometer, so dass ich mir bis zu letzten Runde nicht sicher war, ob ich die 60 km wirklich würde knacken können. Und es passte auch nur so eben, als die Schüsse über den See knallten und das Ende verkündeten zeigte die Uhr 60,13 km.
Nach der Auswertung wurden fleissig noch die Urkunden von Hand geschrieben, bevor es heimwärts ging. Mit ein paar anderen schlenderten wir das letzte Stück und ließen es uns auch nicht nehmen auf der Mauer wieder zu laufen. Es folgten noch ein paar Schnacks, während die Orga die Vermessung der Reste der letzten Runde vornahm, hierzu hatte jeder Teilnehmer ein Schildchen mit seiner Startnummer rechts am Wegesrand platziert. Leider gab es tatsächlich ein paar Spaziergänger, die mutmaßten, jemand hätte die verloren und ein paar davon wieder einsammelten… -.-
Mein Lauf lief nahezu perfekt, das vorgenommene Ziel ging genau auf und ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl auf dem Zahnfleisch zu laufen – es war wirklich total relaxt. Eine halbe Runde gab es gegen Ende, als sich zwei Krayer Läufer hinter mir gefanden, die einen Tick schneller liefen – da ließ ich mich ein wenig treiben, merkte aber schnell, dass mir das nicht bekam und so ließ ich sie vorbei und konzentrierte mich wieder auf mein eigenes Tempo.
Das Rennen gewann Falko Gallenkamp mit hammerstarken 76 Km, der Jung hat mich mindestens dreimal überrundet. Was für eine Leistung und was für ein Tempo.
Oliver Witzke und sein Team organisierten mal wieder zum Selbstkostenpreis (die Startgebühr lag, glaube ich, bei 15 €) ein granatenstarkes Event mit einer Spitzenverpflegung. Diverses Obst, Kuchen, Weingummi, Schokolade, Wasser, Apfelschorle, Malzbier… Hey, es gab in der zweiten Hälfte sogar CLIF Bars! Hier kann ich nur nochmal wiederholen: 1000Dank an Oli und alle seine Helfer, ihr wart GROSSARTIG!
UND: es gab kaum Müll! Jeder hatte seinen eigenen, numerierten Becher, es gab keine Einwegbecher. Und auch ein großes Kompliment an alle Mitläufer, ich habe unterwegs tatsächlich nicht ein einziges Geltütchen auf dem Boden gesehen. Von Veranstaltern zwar immer angemahnt, von vielen Vollpfosten sonst auch immer gerne ignoriert. Heute nicht, super!
Es war wieder einer dieser kleinen, feinen Läufe, die man sich nicht entgehen lassen sollte und die mir oft lieber sind als große Stadtmarathonläufe und ich freue mich schon auf die nächste Gelegenheit.
Eine Sache hat mich im nachhinein dann aber doch gereut. Lutz Balschuweit ging am Nachmittag mit Frau und Freunden an der Eschbachtalsperre spazieren. Ich habe nur kurz gewunken und gegrüsst. Zu gerne hätte ich den Balschuweits einmal real die Hände geschüttelt und ihnen persönlich gesagt, wie großartig ich sie finde – aber ich war zu sehr im Tran und auf diese dumme 60 km Marke fixiert. Ich hoffe man sieht es mir nach und Solingen ist ja nicht weit, so dass bestimmt noch einmal eine Gelegenheit kommt.
Last but not least vielen Dank an Lutz Scheerer, der den ganzen Tag fotografisch festhielt und die Bilder Oli Witzke überließ, der sie wiederum allen Teilnehmern zur Verfügung stellte.
Wer noch mehr Bilder sehen will findet einen Link zu einem Picasa Album mit 574 Bilder auf der Seite des Bergischen 6 Stundenlaufes
Der Vollständigkeit halber noch meine persönlichen Stats aus dem offiziellen Ergebnis dieses Wettkampfes:
- 60.277 m,
- Gesamt Platz 14
- Platz 12 unter den männlichen Teilnehmern